Der Ausweg aus dem Fachkräftemangel
Fachkräftemangel ist ein Begriff, mit dem man seit den letzten Jahren immer mehr in Berührung kommt.
Gemeint ist, dass auf die offenen und zu besetzenden Stellen in der Wirtschaft zu wenige Arbeitskräfte kommen. Also Angebot > Nachfrage.
Eine Fachkraft ist eine erwerbsfähige Person, die seit mindestens zwei Jahren über eine abgeschlossene handwerkliche oder akademische Ausbildung verfügt.
Folgende Bereiche sind dabei besonders betroffen:
- Pflege
- Medizin
- Handwerk
- Technische Berufe
Besonders Arbeitskräfte mit hohem Fortbildungs- oder Studienabschluss sind dringend gesucht. Dazu zählen Berufe im Gesundheits- und MINT Bereich, wobei MINT für Mathematik-, Ingenieur-, Naturwissenschaften und Technik steht.
Von einem Fachkräftemangel wird dann gesprochen, wenn sich auf eine freie Stelle nicht mehr als zwei Arbeitssuchende bewerben. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Industrie besteht das Problem vor allem in Ost- und Süddeutschland.
Das Ausmaß des Problems zeigen Statistiken zum Fachkräftemangel der Bundesagentur für Arbeit. Derzeit werden in Deutschland etwa 1,2 Millionen Arbeitskräfte, davon zwei Drittel Fachkräfte, gesucht.
Ursachen
Der Fachkräftemangel ist auf viele verschiedene Ursachen zurückzuführen. Wie ein Baum mit vielen Wurzeln. Jedoch haben einige Gründe mehr Einfluss als andere.
Demografischer Wandel
Die Hauptursache für den Fachkräftemangel in Deutschland ist definitiv der demografische Wandel.
Laut Prognosen sollen bereits 2030 ca. 3,9 Millionen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen als heute. Geht man 2030 noch von ca. 45,9 Millionen Arbeitskräften aus, so soll die Anzahl an Erwerbsfähigen bis 2060 auf etwa 35,7 Millionen sinken.
Die Prognosen sehen alles andere als positiv auf die Zukunft des Arbeitskräftemarktes.
Die Überalterung der Gesellschaft und die niedrigen Geburtenraten führen dazu, dass auf die Fachkräfte von heute nicht genügend Nachwuchs folgt. Darüber hinaus trifft die Abwanderung von gut ausgebildeten Fachkräften auf die Zuwanderung von Arbeitskräften ohne anerkannte Ausbildung. Währenddessen steigt der Bedarf an Hochqualifizierten Arbeitskräften bei Unternehmen auf ein Allzeithoch.
Internationaler Wettbewerb
Unsere globalisierte Welt steht Menschen mit Ehrgeiz und einer guten Ausbildung offen. Häufiger denn je zieht es Menschen hinaus in die Welt zum Arbeiten. Dementsprechend konkurrieren nicht nur Arbeitgeber auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene miteinander. Gerade deswegen ist es wichtiger denn je sich als Top-Arbeitgeber zu positionieren und seine Werte so gut wie möglich nach außen zu tragen.
In Zeiten des Fachkräftemangels haben gut ausgebildete und studierte Arbeitnehmer:innen in gefragten Branchen die Möglichkeit, sich ihre Jobs in der Regel aussuchen. Dabei entscheiden sie sich nicht für das erstbeste Angebot, sondern gehen besonders selektiv vor. Insbesondere in der stark globalisierten IT-Branche stehen deutsche mittelständische Unternehmen im internationalen Wettbewerber. Ein Wettbewerb, in dem Sie gegenüber Unternehmen aus attraktiveren Standorten oftmals unterliegen.
Fehlende Attraktivität der Ausbildung
Die Zahl der Auszubildenden in deutschen Unternehmen ist seit Jahren rückläufig.
Die Nachfrage nach einer klassischen oder dualen Ausbildung befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Viele Schüler:innen bevorzugen ein Praktikum, eine weiterführende Schule oder ein Studium. Für viele scheint ein Eintritt in das Arbeitsleben nach Vollendung der Schullaufbahn als weniger attraktiv.
Darüber hinaus ist es Industrie- und Handwerksverbänden in den vergangenen Jahren nur bedingt gelungen, die Fachberufe für junge Menschen attraktiv zu gestalten. Viele Kampagnen gehen an den Wünschen der jungen Menschen vorbei und bieten keine Perspektiven.
Letztlich ist auch das Image von Fachleuten im Handwerk nicht so gut wie von Ingenieur:innen, die studiert haben.
In der heutigen Zeit sind Schulabsolventen immer mehr unschlüssig, welcher Berufszweig für sie infrage kommt. Ein Studentenleben scheint für viele einen Freiraum zur Selbstfindung zu bieten. Ein Phänomen, welches in unserer schnelllebigen und durch Onlinepräsenz geprägten Welt keine Seltenheit ist. Ein Studium gibt Raum zur Selbstorganisation, eine Ausbildung hingegen ein vorgegebenes System. Freiheit hat für immer mehr Menschen, besonders jüngere einen höheren Stellenwert.
Energie- und Klimakrise
Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Umsetzung groß angelegter Klimaschutzmaßnahmen erhöhen zusätzlich die Nachfrage nach Fachkräften. Durch den ausgeübten Druck der Bundesregierung, sich seit Beginn des Ukrainekrieges von russischem Gas unabhängig zu machen und gegenüber Naturkatastrophen wie dem Hochwasser im Ahrtal im Sommer 2021 besser gewappnet zu sein, tragen ebenfalls einen Teil zur erhöhten Nachfrage nach Fachkräften bei.
Fehlende Bildungsmöglichkeit
Im Zuge der Digitalisierung sind in den letzten Jahren viele Berufe entstanden, die komplexes Fachwissen erfordern, für die es jedoch bis vor wenigen Jahren noch keine Ausbildung oder schulische Bildung gab. Besonders betroffen sind MINT-Berufe, da vielerorts die Schul- und Ausbildungsinhalte nicht auf dem aktuellen Stand sind. Hinzu kommt, dass aufgrund der anhaltenden Corona-Krise viele kleine und mittelständische Unternehmen (die immerhin 90 Prozent der angebotenen Plätze auf dem Markt stellen) nicht mehr ausbilden.
Das Zusammenspiel aus den oben genannten Faktoren führt in der Regel zunächst zu einem Fachkräfteengpass, der langfristig in einem Fachkraftmangel mündet.
Folgen
Wenn Arbeitskräfte fehlen, müssen Unternehmen mehr Aufwand betreiben, um geeignetes Personal zu finden. Dies wirkt sich vorerst auf eine Erhöhung von Löhnen und Nebenleistungen aus. Zu einem Großteil bezieht sich dies Hochqualifizierte und Beschäftigte mit Sonderqualifikationen.
Mitarbeiter:innen dieser Qualität zeigen eine erhöhte Bereitschaft, für einen besseren Job den Wohnort zu wechseln. Somit bietet sich eine bundesweite Suche nach Arbeitskräften je nach Art und Weise der Stelle an.
Für Unternehmen bedeutet das eine erhöhte Konkurrenz im Kampf um passende Arbeitskräfte. Die Folgen der erhöhten Bemühungen sind bei manchen Unternehmen steigende Produktions- und Dienstleistungskosten.
Die derzeitige Lage gilt als eine Zeitenwende für Personalabteilungen und Recruiter. Für diese neuen Herausforderungen bedarf es neuartige Methoden und ein Umdenken im Personalmanagement und in der Personalbeschaffung.
Gegenmaßnahmen
Der Fachkräftemangel beseitigt sich nicht von selbst. Auch abzuwarten, dass die Regierung eine Lösung bietet, ist zu riskant, zeitintensiv und demnach kostspielig. Es liegt an den Unternehmen selbst dieses Problem anzugehen und zu lösen.
Eigeninitiative ist hier gefragt.
Es gibt viele Hebel und Stellschrauben, die man in Bewegung setzen kann, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Sichtbarkeit erhöhen
Neuartige Probleme benötigen neuartige Lösungsansätze. Die sozialen Medien bieten eine unschlagbare Reichweite, um potenzielle Arbeitskräfte zu finden und anzusprechen. Neben einer attraktiven Präsenz auf den sozialen Medien ist es ebenfalls zu empfehlen, bezahlte Werbekampagnen zu starten, um gezielt potenzielle Bewerber für das eigene Unternehmen zu finden.
Unternehmenskultur und Attraktivität verbessern
Die Zeiten, in denen sich automatisch passende Bewerber bei Unternehmen bewerben sind vorbei. Aktives Recruiting und ein respektvoller Umgang mit potenziellen neuen Fachkräften sollten selbstverständlich sein. Standardabsagen und tagelange Antwortzeiten während des Bewerbungsprozesses disqualifizieren Unternehmen automatisch.
Wenn Fachkräfte für das eigene Unternehmen gewonnen wurden, gilt es, sie durch eine offene und attraktive Unternehmenskultur langfristig zu binden. Je offener und flexibler ein Unternehmen mit seinen Beschäftigten umgeht, desto größer ist die Chance, auch in Zukunft qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Besonders wichtig sind hierbei die einzigartigen Kernvorteile des eigenen Unternehmens richtig zu kommunizieren. Welche Vorteile hat der Bewerber bei dem neuen potenziellen Arbeitgeber, die er woanders nicht hätte. Sich in die Lage eines Bewerbers zu versetzen und neutral das eigene Unternehmen zu betrachten kann hierbei bereits viele Erkenntnisse liefern.
Flexibilität für Frauen
Frauen benötigen flexible Arbeitszeitgestaltung durch die Möglichkeit von Remote Work oder durch das Angebot einer Kinderbetreuung im Unternehmen. So können Unternehmen verhindern, Frauen während der Familienplanung zu verlieren.
Das Halten von älteren Arbeitskräften
Die Frühverrentung vieler Beschäftigter hat zu einem erheblichen Kompetenz- und Fachkräfteverlust geführt. Eine Rückkehr zum Arbeitsplatz muss für ältere Fachkräfte attraktiv gestaltet werden. Gefragt sind ein starkes betriebliches Gesundheitsmanagement, sowie eine altersgerechte Gestaltung der Arbeit. Das wertvolle Fachwissen und die langjährige Berufserfahrung älterer Arbeitnehmer:innen und die Dynamik der jüngeren Beschäftigten sind eine wertvolle Kombination auf dem Fachkräftemarkt.
Zuwanderung fördern
Hier ist ein großer Hebel, der von vielen Unternehmen noch größtenteils ungenutzt ist. Fachkräfte können gezielt im Ausland angeworben werden, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen (z.B. Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis). Damit Recruiting im Ausland langfristig funktioniert, ist die Integration von neuen Kolleg:innen aus dem Ausland über Sprachkurse und Kulturangebote im Unternehmen gefragt. Die Integration kann darüber hinaus durch verschiedene Teambuildingaktivitäten verbessert werden.
Hybride Arbeitsmodelle entwickeln
Dies ist tatsächlich eine Folge der Corona-Krise. Zahlreichen Unternehmen haben passende Lösungen für das problemlose mobile Arbeiten geschaffen. Selbst wenn Remote Work nicht die Regel ist, so erfreut sie sich doch über steigende Attraktivität. Aufjedenfall sind hybride Arbeitszeitmodelle heutzutage notwendig, um Produktivität und Motivation bei bereits vorhandenen Fachkräften zu erhöhen und attraktiv für potenzielle neue Arbeitskräfte zu wirken.
Menschen mit Behinderung inkludieren
Es bedarf einem flexiblen Personalmanagement. Es benötigt hochgradig individuelle Qualifizierungsangebote, um Menschen mit Behinderung zu Fachkräften weiterbilden zu können. Laut Agentur für Arbeit sind fast 180.00 Menschen mit Schwerbehinderung überdurchschnittlich gut qualifiziert und bilden somit eine weitere Gruppe von potenziellen Fachkräften.
Du hast immer noch offene Fragen wie du mit dem Fachkräftemangel in deinem Unternehmen umgehen sollst? Du bist dir vielleicht nicht sicher, wie du die einzigartigen Vorteil deines Unternehmens aufs Blatt bekommst, oder wie du besser in die Sichtbarkeit gelangst?
Bei all diesen Fragen helfen wir dir gerne weiter. Sei immer herzlich eingeladen zu einem kostenlosen Beratungsgespräch, in dem wir uns deine aktuelle Lage anschauen und welche die nächsten Schritte sind, um dein Unternehmen zu den passenden Mitarbeitern zu verhelfen.
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